Tag 9 – Über das Paradies nach Zürich. Oder: Vom rettenden Zauber des Einfachen!

Ein Sonnabend. Wenn den Menschen das Schöne trifft, ist alles andere egal. Dann ist alles gut. Richtig. Leicht. Komplett und ganz. Nicht gestern, nicht morgen. Jetzt mit allen Sinnen, Zellen, Gedanken. Geradezu banal. Einfach.


Hinter Beckenried kann man so etwas erleben. Hier trifft es. Und so, dass man sich nun doch durchaus eine Existenz als festgeschraubte Sitzbank oder als Fahnenmast vorstellen kann. Wenn es bloß an diesem Ort ist: Auf der Tellsprung-Fähre, die rüberführt. Von Beckenried aus nach Gersau. Über den Vierwaldstätter See. Mit diesem Blick. Mit diesem Augen-Erlebnissen. Mit diesem Himmel.

Himmel! Man möchte quietschen vor Glück.

Auf dem Tagesplan war die Anreise zum verabredeten Treffpunkt an diesem Morgen (Küssnacht am Rigi) um den See herum vorgesehen. Dann aber hatten wir dieses über das Wasser gleitende Glücks-Vehikel entdeckt. Das auch Autos mitnimmt.
26 Fränkli kostet das Vergnügen.

Drüben, in Gersau angekommen surren wir hoch, nach Küssnacht.

(Fotos zur größeren Ansicht anklicken!)

 

Küssnacht am Rigi wird mit doppeltem „s“ geschrieben, denn es nicht das am Zürichsee.

Das am Zürichsee heißt Küsnacht und ist auch ziemlich berühmt. Zum Beispiel als Stätte des anderen Psychologie-Papstes: C.G. Jung.

Das hier am Vierwaldstätter See braucht wohl weniger psychologische Hilfe - sicherlich weil es geküsst wurde und im Zauber lebt. So jedenfalls mutet es an.

In diesem Küssnacht beginnt unsere letzte Rallye. Als erstes sind Fragen entlang der Strecke zu beantworten, die uns geschwind nach Schwyz bringen soll. Zur Firma „Victorinox“ (das ist die mit dem Schweizer Messern).

 

Aber die Messer und Schwyz und die Rallye müssen warten. Es ist Hochsommer. Und wir hier. Und einen Kilometer hinter Gersau ist das Paradies. Mit Parkplatz.

Das Paradies heißt „Kindli“ und ist ein „Badi“. Ein Strandbad (Fotos). Es ist ein Stück am See, zurecht gemacht für kleine und große Kinder, mit allem, was das Herz begehrt. Zum Liegen, Spielen, Sporteln. Plus Kiosk.

Und eben jenen zweieinhalb Quadratmetern: Ein befestigtes Floß, etwas vor dem Badi gelagert, auf dem Vierwaldstätter See. Und dorthin schwimmt man, und sitzt dann da und schaut umher. Und verschmilzt mit allem drumherum. Dem blauen Wasser, dem Himmel, der Sonne, den Bergen, Bäumen. Mit allem, was fleucht und kreucht.

 

Welch‘ Magie hier wirkt. Die Natur ist doch eine große Zauberin. Jeden Tag. Jede Sekunde. Nur wir Menschlein sind meist zu beschränkt, zu beschäftigt, zu blind, es zu sehen, zu erleben.

Hier, auf diesen zweieinhalb Quadratmetern geht es wie von selbst.

So einfach.

„Simplex sigillum veri“ heißt auf Deutsch: Das Einfache ist das Siegel des Wahren. Und auf umgangssprachlich: Das Einfache ist das Beste.

Das stimmt oft. Das einfachste zu trinken ist was? Klares Wasser! Und was ist das Beste für den Körper. Eben: Klares Wasser!

Das beste Essen der Welt? Ein Apfel oder eine einfache Brotstulle auf dem Gipfel einer Bergwanderung.

Und eben so ist es bei der Energie für unser heutiges Leben. Das Einfache? Strom.

 

Oft assoziieren wir mit „Strom“ etwas negatives , ja gefährliches. Zum Beispiel Kernkraft, Atomkraftwerke.

Aber das ist ein großes Missverständnis.

Denn Strom, Elektrizität ist nichts anderes als Natur pur!

Elektrizität ist, wenn die Elektronen sich bewegen. Und diese sich bewegenden Elektronen, die Elektrizität, der Strom findet sich immer und findet sich überall.

Es gibt keinen Ort auf unserer Welt, wo es sich nicht befindet, wo es nicht fließt!

Warum nicht? Nun, Elektrizität, die elektromagnetische Kraft ist eine der vier grundlegenden Naturkräfte. Alles, was in der Natur existiert, auch jeder einzelne Baustein unserer Körper, wird letztendlich durch Elektromagnetismus zusammengehalten.

Und so ist Elektrizität immer und überall. In jedem Bissen, den wir essen, in jedem Gewässer, in dem wir baden, in jedem Finger, mit dem wir streicheln, in jedem Hauch, der uns umweht.

Und daher ist es überhaupt keine Frage, ob wir denn genügend Rohstoff „Strom“ haben oder wo wir ihn finden. Die Frage ist nur, wie wir ihn generieren (Windkraft, PV, Wasserkraft sind da einige Möglichkeiten).

Herrlich.

 

Erdöl dagegen ist das Resultat langwieriger Naturprozesse. Jahrmillionen andauernder Naturprozesse. Es lagerte sich an, unterirdisch, und das auch nur in manchen Regionen. Und selbst wenn man dann welches gefunden hat: Erst durch weitere Prozesse, Behandlungsaktionen kann aus Erdöl schließlich Benzin und Diesel generiert werden. Dazu kommt der ganze Dreck bei der Förderung (z.B. auf den Ölplattformen), den Transporten (auf Tankern um die Welt), der Umwandlung (in Raffinerien), der Lagerung (Tanks und Tankstellen). Und das alles nur, um dann schließlich oben in etwas hinein rein geschüttet (in Autos zum Beispiel oder auch in Heizungsanlagen) und verbrannt zu werden. Damit die dabei entstehende Energie dasjenige antreibt, was wir angetrieben haben wollen.

Und selbst damit ist es nicht getan. Denn am Ende kommt dann auch noch Dreck herausgepustet (Stichwort: Abgase. Und Abgase von Elektros? Null. So wenig wie unsere Toaster, Kochherde, Kaffeemaschinen...)

 

Nein. Wirklich nein. Das Zeitalter des Erdöls ist vorbei. Es war ein großes Missverständnis. Weil man das Einfache noch nicht gefunden, verstanden hatte.

Aber das haben wir jetzt, das Einfache (Strom aus den Erneuerbaren). Und daher brauchen wir diesen Dreck des Öls nicht mehr. Wir können aufhören damit. Uns loslösen. Es aufgeben.

 

Das Floß, dieser Moment lässt sich leider nicht einpacken. Wir lassen es zurück. Nicht ohne uns bei Bernd Eckert, dem Betreiber vom Badi „Kindli“ noch einen Kaffee zu holen. Der Kaffee, so Eckert, ist ganz besonders. Er kommt von einer Kaffeerösterei in Gersau. Ein Ort mit etwas über 2000 Einwohnern hat eine eigene Kaffeerösterei? Ja, und der Besitzer hole seinen Kaffee aus der ganzen Welt. Von den besten. Und bearbeite ihn ganz besonders. Bio-Zertifiziert ist er natürlich auch. Natürlich.

Wir sind beeindruckt, haben aber nicht genug Kleingeld für zwei Kaffees dabei. Geschenkt, sagt Bernd Eckert.

Wie reizend! Und der Kaffee ist in der Tat grandios lecker. Erstaunlich. Durch die Informationen auf der Webseite der „Kaffeerösterei Hosennen“ bekommt man eine Idee, wieso: http://www.hosennen-kaffee.ch

Wir waren selbst nicht da, bei „Hosennen“. Noch nicht. Denn nach Gersau wollen wir unbedingt zurückkommen...  

 

Jetzt aber geht es über den Ort Schwyz nach Einsiedeln. Vor dem beeindruckenden Klostergebäude gibt es Mittagessen in der Sonne. Nach zwei weiteren, kürzeren Stops in den Orten Zug und Baar fahren wir über den Zürichsee hinüber nach Rapperswil. Und dann hoch. Nach Zürich.

Etwas nach 18 Uhr kommen wir dort im Zielbogen auf dem Helvetiaplatz an. Die Wavetrophy 2017, entlang der Grandtour, ist geschafft.

Wir fahren weiter, hoch zur ETH. Zum finalen Abendessen mit Siegerehrung. In der Kantine der ETH.

 

Anschließend laden wir am Tesla-Schnell-Lader. Und fallen ins Bett.

 

Am nächsten Tag wollen wir zurückreisen. In einem Schwung nach Norddeutschland. Mit dem Tesla ist das wieder mal gar kein Problem. Mit den Autos der deutschen Anbieter und abhängig von der deutschen Lade-Infrastruktur wäre das noch immer eine Zumutung. Noch immer. Obwohl wir doch schon 2017 haben. Was 'ne Blamage! Also manchmal möchte man die Zuständigen schon als das bezeichnen, was man in Hamburg mit diesem Begriff fasst: Klappskallis.