Tag 5, Teil 1 - Vom Lago Maggiore nach Zermatt. Oder: Über Protagonisten der neuen Wirtschaft in Hamburg, Deutschland, Europa.

Das rationale Denken ist am frühen Morgen oft besonders stark. Auch in Locarno. Und so entscheiden wir, mit den anderen zusammen zu bleiben und also – seufz – den Lago Maggiore wieder zu verlassen. Dafür lockt ein Abend und eine Nacht in Zermatt, wohin wir über den St. Gotthard-Pass gelangen. Also oben rum, nicht unten durch.


Es ist ein Dienstag. (Durch Anklicken werden die Fotos groß und zeigen die Bild-Texte.)

Auf dem Weg hoch zum Gotthard-Pass machen wir kurz vor dem Ort Faido Halt. Die örtliche Geistlichkeit holt uns dort ab. Pater David ist wie aus einem Bilderbuch entsprungen: Sehr agil. Rundlich, großer Bart und eine braune Mönchskutte mit weißer Kordel als Gürtel. Viel anders dürfte Thomas von Aquin vor 750 Jahren auch nicht ausgesehen haben. Nur die Sonnenbrille fällt etwas aus dem Rahmen. Und dann auch die Art, wie uns Pater David dann hineinführt, in die kleine Gemeinde am Berghang: In einem kleinen Elektromobil. (Pater David ist dato der einzige so elektrisierte Pater – nur in Zürich gibt es noch einen.) 

 

Als Pendant zum Pater empfangen uns im Ort weltliche Instanzen der Gemeinde. Der Bürgermeister und der bereits erwähnte Gemeinde-Animatoro Daniele Zanzi. Dazu kommt noch Patricia Imhof aus Goms (ein Bezirk im Wallis, durch den wir jenseits des Gotthard-Passes fahren werden). Alle berichten, was sie in ihren Bereichen an Ideen und Wegen entwickeln und umsetzen, um den Umweltschutz in ihrer Region voran zu bringen. Um ihre Ortschaften, ihre Region nachhaltig zu machen.

 

Nachhaltigkeit - das ist das Schlüsselwort der jetzigen Zeit. Das Schlüsselwort, um das es sich dreht. Was es alles fasst. 

Nachhaltig ist ein noch etwas ungelenker, aber doch hübscher Begriff. In ihm klingt so ein Gemisch mit. So etwas aus hypermodern und immer-während. Aus Respekt und Spaß. Aus klassisch-schön und pfiffig-genial.

Ganz einfach gesehen ist Nachhaltig das, was entsteht, wenn Ökologie und Ökonomie zusammen gehen und umsetzen. Und dabei gleichzeitig aufbauen. Über das Gerade-Jetzt hinaus. Mit Blick auf Kinder, Enkel, Urenkel. Es ist dieses: Wenn man etwas macht, dann besser anständig.

Natürlich: So richtig gut und genau kennen sie sich noch nicht, die Ökologie und die Ökonomie. Noch verhalten sie sich wie schüchterne Backfische nach dem ersten Kennenlernen. Und es ist lustig, zu beobachten, wie sie miteinander flirten und verschämt beginnen, hier und da Händchen zu halten. Wie sie sich gegenseitig entdecken – und dabei auch ordentlich anhimmeln.

Und was dabei alles so sprießt! Denn also, ja: In diesem Bereich ist Frühling! Das Neue ist da. Und kommt hervor und wächst und gedeiht allerorten. Es wuselt und wirkt. Im Kleinen wie im Großen.

Und es versucht, und stakst. Und stolpert auch mal. Und steht auf, schüttelt sich und geht weiter. Und das immer besser.

Wunderbar! Wie jeder Frühling. - Fortsetzung: Nächster Artikel...