Tag 3 - Durch Appenzell über Davos nach Moritz. Und ein büschn banales Prinzipielles

Nach unserem Vormittag in der Stadt Appenzell fahren wir durch das Appenzeller Land - und sind baff beim Anblick dieser Landschaft. Hügelig ist es. Ein wenig bergig. Aber vor allem ist es so märchenhaft. Wie in einer überdimensionalen Puppenstube. Die Wiesen, die zwischen Wäldchen die Hügel bedecken, wirken wie mit der Nagelschere geschnitten, die Häuser und Höfe wie von einem Riesen gesetzt, der hier seine Eisenbahnlandschaft aufbaute.

Und während wir so durch diese Riesen-Spielzeug-Welt fahren, reflektieren wir über die Situation der Elektros in Europa. Irgendetwas ist da noch prinzipiell schief.... Oder so gesagt: Es gibt jenes Phänomen, dass wir manchmal Themen, Dinge komplett unpassend einschätzen. Weil wir schon prinzipiell unpassend schauen.


Rassismus ist so ein Phänomen. Da gibt es Menschen, die möchten darüber reden, dass farbige Menschen nicht fähig seien, so klar zu denken wie weiße Menschen. Oder dass weiße Männer nicht so gute Lover seien wie farbige. Wenn man dann beginnt über das Für und Wider dieser Behauptung zu diskutieren, ist man schon jenseits der Ebene, um die es eigentlich geht. Ist doch die Beurteilung von Menschen nach der Farbe ihrer Haut so irrig wie die nach ihrer Nationalität oder Nasenlänge.

 

Und eben so ist es mit den Elektro-Autos: Mit der Zeit wird man es leid zu diskutieren, ob Elektros sinnvoll sind. Ob sie den Benzinern und Dieseln gleichwertig sind. Oder ob sie eine Zukunft haben.

Man möchte auch nicht dauernd darüber diskutieren, ob Demokratie sinnvoller als eine Diktatur ist oder ob Gemüse und Obst besser als Milchshakes und Cola sind. Wer das noch diskutieren möchte: Viel Spaß!

Natürlich kann man über viele Details sprechen. Über Reichweiten und Ladezeiten, „Treibstoff“ aus erneuerbarer Stromerzeugung und Steckdosen-Versorgung. 

Aber schließ und endlich gilt eben doch: Jeder Liter Benzin/Diesel, den wir nicht verbrauchen, erleichtert unsere Umwelt. Jeder Liter Benzin/Diesel, den wir nicht verbrauchen, ist ein Gut.

Und dass die Elektrofahrzeuge heutzutage den Benzinern und Dieseln nicht nur gleichwertig sondern auch überlegen sind, ist so klar wie Kloßbrühe. Und dass das sogar dann noch für die Umweltverträglichkeit gilt, wenn der Strom für sie nicht aus Wind-, Sonnen- oder anderen nachhaltigen Energien käme, sondern vom Klimakiller Nummer 1, der Kohle – das wiederum ist sogar uns neu. (Zahlen dazu finden sich im Teil 8).

Im Prinzip ist es banal.

Wir sind nicht mehr bei der Frage: „Elektros oder Benziner?“ Wir sind nicht mehr beim „ob“. Wir sind beim „was“ und beim „wie“. Was gibt es an Möglichkeiten, Angeboten? Wie sind die Varianten, wie die Wege der schnellen Umsetzung? 

 

Nach einem Lade-Aufenthalt geht es hoch, 'gen Klosters. Auf dem Weg überholen wir einige unserer Kollegen: Die vom Team-"Superman/Superwoman". Das ist unsere Bezeichnung für die Fahrradfahrer. Schon letztes Jahr hatten wir Beat Strickler und Rolf Menzi bewundert. Wie sie, bei Wind und Wetter, gewürzt mit norddeutschem Regen, gen Genf radelten. Jeden Tag schufen sie immense Strecken. Und dieses Jahr sind wir in den Bergen. In den Schweizer Bergen. Selbst wenn ihre Räder mit Akkus versorgt sind, staunen wir nicht schlecht, als wir den Berg hinauf hinter Beat fahren und über 30 km/h auf unserem Tacho steht. Über 30! Bergauf!

Übers Klosters geht es nach Davos. Dem Ort, wo einmal im Jahr das Weltwirtschaftsforum vom Herrn Schwab tagt. Der Ort ist – ganz subjektiv empfunden – potthässlich. Bis auf den großen See am Orts-Anfang. Der glitzert grün-bläulich und schreit förmlich danach, dass wir die Rallye für ein Bad unterbrechen. Ist es dazu auch noch heiß.

Ein Davoser Polizist gibt uns einen Tip, und so finden wir einen schönen Einstieg, wo bereits einige Familien sitzen. Und in der Tat: Der See ist eine herrliche Abkühlung. Nur vielleicht etwas zu hastig in der Abkühlungsgeschwindigkeit, etwas zu stark in seiner Abkühlungskapazität. Wirklich: Dagegen ist die Nordsee im Februar eine Badewanne. Kein Wunder: Das Wasser aus den Bergen - die Schneeschmelze - strömt hier justamente mit Wucht hinein.

Also weiter. Hoch. Über den Flüela-Pass. Nach Moritz. St. Moritz. Schon kleiner als Davos. Schon schöner. Markanter. Und auch hier ein See. Wir lassen uns durch das Davoser Erlebnis inspirieren und uns nur durch den Anblick erfrischen. 

 

Übrigens: In St. Moritz hatte man sich zunächst entschlossen, gar keine Autos in das Tal zu lassen. In den 1920ern war das. Wer trotzdem das Tal mit dem Auto durchqueren wollte, der konnte auf einen Ochsenkarren zurückgreifen. Der trug das Gefährt durch das Tal hindurch. Da sind, da waren die Schweizer strikt. In diesem Kanton.