Kapitel 7. Anderen Saft laden. Eine kurze Auszeit.

Laden. Laden. Laden. Saft laden.

Schnelle "Saftläden": Tankstellen. Autohäuser. Rasthäuser.

Langsame "Saftläden": Jede normale Steckdose.

Normales Saft-Laden gibt es auf unserer Rallye umsonst beim jeweiligen Treffen An diesem siebten Tag, am Donnerstag unter anderem in Bern. Auf dem Bundesplatz. Vorm Bundeshaus. Dem politischen Zentrum der Eidgenossen. 

 

Um die Ecke, in der Kramgasse, findet sich auch Einsteins kleine Wohnung, in der er 1905 die Spezielle Relativitätstheorie ersann. Ansonsten das Übliche: Geschäfte, Geschäftsleute. Restaurants, Boutiquen, Kaufhäuser, Bäckereien.

Wie überall, in tausenden Städten in Europa.

 

Demonstratives Saft-Laden im Herzen der Eidgenössischen Demokratie: Auf dem Bundesplatz von Bern.

Noch immer Regen...

 

Und auch das üblich, wie überall, ganz normal: Auf dem Weg zum nächsten Ziel entlang vieler Straßen. Dann eine Autobahn (Richtung Genf). Bis zu einer Großstadt (Lausanne). Dort hinein. Und wieder Hinweisschilder, Straßen. Ampeln, Kreuzungen, Menschen auf dem Weg von der Arbeit. Mehr Straßen, Geschäfte, Autos.

Und dann endlich. Endlich. Endlich.

Am See. Direkt am Seeufer.

 

Ein wenig Regen von oben und Wasser, Wellen von vorn – weit und breit. Und gegenüber majestätisch Berge, teilweise im Dunst. Und Himmel mit Wolken. Weißen Wolken. Grauen Wolken. Himmel.

Endlich keine Menschen. Und nichts Menschliches im Blickfeld.

Nur Welt. Weite Welt.

 

Diese Auszeit ist wie eine Erlösung. Ausgleich für all die Straßen, die Technik, die organisierte Menschenwelt.

Ohne den Blick auf das Über-Menschliche, die Natur, die Welt jenseits der Menschenwelt fehlt ein wichtiges, ja essentielles Element der menschlichen Existenz. Und wenn es fehlt, wird man schief, unglücklich. Es läuft krumm, und dann aus dem Ruder.

Natur ist eben auch das: Seelenfutter. Auch eine Art Saft laden.

 

Jedem sei sein liebster Luxus gegönnt. Auch sein mobiler.

Wenn jemand dringend einen dicken Sportwagen mit doppelten Auspuffrohren fahren muss, weil das sein Herz höher schlagen lässt – bitte sehr!

Wenn Menschen zur Kompensation einen Porsche-SUV, ein dickes, schweres Mercedes Coupe oder ähnliches fahren müssen – bitte sehr! Jeder hat eben so seine eigene Strategie, mit seinen Minderwertigkeitskomplexen umzugehen und klarzukommen.

Das Problem ist die Masse. Die Abermillionen und Millionen, die all das auch tun. Und dadurch unseren Erdball auffuttern.

Für was? Welcher Hunger soll damit gestillt werden? 

 

Wir brauchen wohl eine bessere Strategie. Und die kann nicht mit Verzicht zu tun haben. Eher mit neuen Wegen. Und neuem Denken.

 

Vielleicht benötigen wir einfach eine bessere Art mit unseren Minderwertigkeitskomplexen umzugehen? Etwas, das die bisherige Strategie der Kompensation ersetzt. Das den Hunger stillen kann, satt macht.

Kompensation jedenfalls - das funktioniert nicht, sondern schafft nur mehr Frust. Was wieder mehr Kompensation braucht, etc.pp.

 

Wir brauchen etwas anderes. Etwas, das auch glücklicher macht. Alle. Alles.

 

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