Kapitel 2 - Teil 2. Von Bremerhaven, Richtung Oldenburg: Vom großen Missverstehen über Elektroautos.

Moderne Menschen

möchten schnell von A nach B. Das erste Ziel von Bremerhaven ist die Wind-Gas-Anlage von AUDI in Wertle, rund 120 km entfernt.

Der schnellste Weg dorthin ginge

– natürlich – zu einem guten Teil über die Autobahn. Schneller ist das. Allerdings: Unsere Reiseroute schlägt das Schnelle um Längen. Schon nach dem ersten Kilometer in Bremerhaven.

Die Luft ist frisch, der Wind sanft, der Ausblick auf die Weite der Wesermündung und die Nordsee beglückend. Philipp, grün-graue Mütze, Anfang Zwanzig, Sonnenbrille im Ray-Ban-Style arbeitet hier, auf der Autofähre nach Nordenham. Er kassiert die Gebühren der Fährgäste, der Autos. Er ist unser „Ferryman“ an diesem Sonnabend vormittag. 5,70 Euro kostet uns die kleine Auszeit. Rund zwanzig Minuten dauert es.

Philipp arbeitet hier schon länger. Erst als Schüler, nun als Student. Auf Lehramt studiert er in Bremen. Sonderschulpädagogik.

Elektroautos? Nein, er wird keines kaufen. Zumindest in den nächsten Jahren nicht. Also wollen würde er schon gern. Sehr gern. Natürlich.

 

Philipp sagt genau das, was wir von vielen, ja den meisten Menschen immer und immer und immer wieder hören: Zweifel an der Kompetenz, dem Willen, der Ernsthaftigkeit der Bundesregierung und anderer politischer Stellen.

„Die wollen wohl bis 2020 Millionen Elektroautos auf die Straße bringen“, sagt Philipp. „Aber die Bundesregierung kriegt das ja nicht in den Griff.“ 

Das andere immer wieder kehrende Thema? Man kann es sich denken…

Philipp: „Das Tanken dauert ja wohl sehr lange. Also das Laden.“

 

Von Nordenham geht es südlich der Weser entlang. Hinter Brake kommt der kleine Ort Ovelgönne. Nicht Övelgönne mit Strandperle und Elbdampfern. Zwei Punkte weniger. Aber auch hübsch. Und ein Burgdorf dazu. Von 1773 ist das Bürgerhaus, das heute als Handwerksmuseum fungiert. Wir stellen den Wagen für ein Bild dazu: „Schön wegen der alten Fassade“ bildet den Hintergrund für „schön wegen des modernen Inhalts.“

Entlang des Weges, in den Fotohintergrund hinein laufend, kommt Uwe Karger. Er wird gleich eine Führung durch das Museum geben. Was er von Elektroautos hält? Lieber als einen Benziner sind ihm die. Warum er keines fährt? „Weil man hier nicht tanken kann. Die nächste Ladesäule ist in Oldenburg. Glaub ich.“ (30 Kilometer von hier) Das wäre zu weit weg.

 

Dann wird Herr Karger konkret: „Der Hauptgrund ist: Ich habe größere Weiten zurückzulegen. Ich bin Unternehmer. Ich habe einen größeren Wagen.“ Er zeigt auf einen weißen Transporter. „Es sind oft schon mal 100 bis 150 Kilometer für eine Tour! Wenn man das mit einem Elektrotransporter machen könnte: Sofort!“ Sofort würde er solch ein Fahrzeug nutzen. Für seine Zimmerei.

Was Herrn Karger nicht bewusst ist: Jedes Elektroauto kann man auch einfach in einer normalen Steckdose laden. Es dauert nur etwas länger. Aber über Nacht ist das Auto voll. Zusatzkosten für die eigene Stromabrechnung: Derzeit ungefähr 5 Euro für 100 km.

Die Unkenntnis über diese andersartigen Fahrzeuge teilt Herr Karger mit den meisten Deutschen. Ihre Meinung: Elektroautos – das sind komplizierte Fahrzeuge. Liebhaber mit technischen Kenntnissen, Technikfreaks kaufen so etwas. Oder Leute, die sich es sich leisten können. Als Spielzeug, als Zweitwagen.

Kaum jemandem ist bewusst: Wäre nur die Ladungs-Infrastruktur gegeben, quasi alle könnten elektrisch fahren und den Benziner mit ihrem CO2-Ausstoß im Buch der Geschichte abstellen. Heute.

Der nette Herr Karger im schönen Ovelgönne an der Weser. Im Hintergrund: Das Museum zur Geschichte des Handwerks.

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Kommentare: 1
  • #1

    Team Sager & Deus (Montag, 13 Juni 2016 00:07)

    Liebe Anna, lieber Paul,
    es ist uns ein grosses Vergnügen euren Blog zu folgen, die Art wie ihr den Blog angeht läßt uns inne halten, staunen und euren Weg und eure Sicht der Dinge mit empfinden, Danke für den Blog, feuen uns schon auf mehr ;-)
    Swen und Nick vom auch Hamburger Team Sager & Deus